Casti Grotta – Kropfenstein
Eine Burg im Fels
«Die Burg sitzt wie das Nest einer Seeschwalbe hoch oben in der jähen Wand, vom Fels gutmütig in der Hand gehalten.» So poetisch wie Erwin Poeschel die Burg Kropfenstein beschreibt, so eigenartig ist sie. Im 14. Jahrhundert eingepasst in eine Nische des senkrecht abfallenden Felsens hoch über dem Vorderrhein bei Waltensburg/Vuorz, hatte sie einen Zugang, der heute unbekannt ist, aber wohl nicht weniger abenteuerlich als der neu eingerichtete. Der Blick von diesem Nest hinunter ins Tal zeigte damals einen frei mäandrierenden Rhein vor dem bewaldeten Steilhang gegen Obersaxen hinauf. Der Blick heute vom Talboden in die Höhe zeigt die Burg nur denen, die wissen, wo suchen, so perfekt ist sie in die Felswand integriert.
Als Wohnsitz bot Kropfenstein im Mittelalter bestimmt einen hohen Komfort. Ein Raum mit Sitzbänken vor dem Fenster und Ausblick für den Sommer, ein verputzter Raum mit niedrig gehängter Decke für den Winter, weitere Aufenthaltsräume, Küche, Keller und ein gut zu verteidigender Eingang. Ein Einfamilienhaus für den niedrigen Adel im Dienste von Bischoff oder Herrschaften. Etwas ausserhalb des Dorfes gelegen, mitten in der Natur, mit Blick ins Grüne. Repräsentativ und dank Lage und Konstruktion eindrücklich. Was fehlte, war Umschwung für den Gemüsegarten und fliessendes Wasser.
Heute ist die Burg ein Traum. Die Lage fasziniert, der Zugang ist abenteuerlich, die Konstruktion lässt staunen, der Ausblick ist atemberaubend und die neugierigen, erstaunten, ungläubigen Fragen kommen von selbst. Woher kommt das Baumaterial? Wie wurde es hierher transportiert? Wer hat die ganze Arbeit gemacht? Welchen Vorteil brachte diese Lage? Wo war der Zugang? Wer hat hier gewohnt? Was haben die Menschen gemacht? Und zumindest die Kinder wollen wissen: Wo ist der Schatz vergraben? Hier in der Burg? Oder in der näheren Umgebung? Fragen über Fragen, die die Phantasie anregen und über lange vergangene Zeiten spekulieren lassen.
Kropfenstein einen Besuch abgestattet hat Gionduri Maissen vom rätoromanischen Radio rtr. Hier sein Bericht.